Das schwarze Auge - 50. Runde der Kampagne: Greifenfurter Adel
Ankunft in Elburum
Nachdem wir auf See fast unser Ende gefunden hatten, erreichten wir mit letzter Kraft den Hafen von Elburum. Der Angriff des Wellenwerfers hatte unser Schiff, die Sonnenwind schwer beschädigt. Nur mit größter Mühe und durch die tapfere Verteidigung der Mannschaft sowie unseren eigenen magischen und kämpferischen Fähigkeiten konnten wir das Schlimmste abwenden. Doch auch nachdem der Dämon sich zurückgezogen hatte, waren die Spuren des Angriffs unübersehbar: Risse im Rumpf, zerfetzte Segel und fast die ganze Crew tot.
Als wir in Elburum einliefen, wurden wir vom strahlenden Licht ihrer blendend weiß getünchten Fassaden empfangen. Die Häuser leuchteten in der Sonne des goldenen Herbstes, als wir das Schiff verließen und ließen erkennen, warum man Elburum auch die weiße Stadt nannte. Das Hafenviertel Zhinbabil war erfüllt vom geschäftigen Treiben der Händler, die hier ihre Waren entluden. Der Duft von Gewürzen und das Rufen der Kaufleute, die Arangen, Oliven und den berühmten aranischen Schlauchwein anpriesen, lenkten uns kurz von den Schrecken der See ab und wir waren froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Während wir uns in der Stadt umsahen, organisierte Kapitän Wulftan al’Awan die Rep aratur der Sonnenwind und schnell wurde klar, dass die Instandsetzung mindestens zwei Wochen dauern würde. Dies bedeutete, dass wir vorerst in Elburum festsaßen. Das Kontor der Sharika ay Mada Basari bot uns an, dass man uns noch der Reparatur des Schiffes nach Khunchom bringen würde und man brachte uns in der Pension “Bei Yulmin” im Stadtteil Elburial unter.
Vorladung vor das Tribunal
Am Morgen nach unserer Ankunft – wir saßen gerade im Teehaus “Blauer Pfau” – wurden wir vor ein militärisches Tribunal gerufen, welches noch am selben Tag stattfinden sollte. Der Angriff auf die Sonnenwind, insbesondere durch die dämonische Erscheinung, hatte Fragen aufgeworfen. Daher hatten wir uns am Nachmittag in der Garnison des Regiments Skorpiongarde einzufinden
Bei unserer Ankunft fanden wir neben Kapitän Wulftan al’Awan und seinem ersten Maat Aedith Quent auch Boronike Dengler und Gonzalo Jurios vor.
Der Kapitän und sein Maat hatten ihre Berichte bereits abgeschlossen, und nun waren wir an der Reihe. Im Großen und Ganzen konnten wir die Aussagen der beiden Seefahrer bestätigen. Allerdings wurde schnell klar, dass der Hauptmann der Garnison kein Verständnis für unklare oder ungenaue Aussagen hatte. So wurde der eine oder andere unserer Gruppe, der keine militärische Ausbildung genossen hatte, scharf gemaßregelt.
Nach uns wurde Boronike vernommen. Da sie jedoch während des Angriffs auf das Schiff unter Deck bei dem ehemaligen Abt Borondrian Dergelmund war, konnte sie nicht viel aussagen. Gonzalo hingegen hatte viel zu erzählen. Er beschuldigt Gray, den Dämon beschworen zu haben und behauptet, dass es ihn schon während der ganzen Reise dabei beobachtet hätte, seltsame und dunkle Dinge zu tun. Er ging sogar so weit, dies bei den Zwölfen zu schwören, eine Geste, die unter den Tulamiden bedeutende Wirkung entfaltete. Zu unserem Glück glaubten die anwesenden Soldaten an Rastullah oder an Rur und Gror, wenn es sich um Maraskaner handelte.
Um den Schwur von Gonzalo zu bekräftigen, sollte ein reisender Pilger gerufen werden, der sich zufällig in der Stadt aufhielt und ein Geweihter sein sollte. Dafür wurde das Tribunal unterbrochen und Wachen ausgeschickt, den Pilger herbeizuholen.
Die Fortführung des Tribunals begann mit einem Schock für uns. Bei dem Geweihten, bei dem Gonzalo seinen Schur bekräftigen sollte, handelte es sich um einen alten Bekannten. Praiosmund vom Mistelteich hatte seine Prüfungen abgeschlossen und war nun kein Akoluth mehr, doch er war nach wie vor ein arrogantes Arschloch. Er bestand darauf, mit Euer Gnaden adressiert zu werden und verunglimpfte uns ohne Zögern, insbesondere Gray. Für Praiosmund war die Frage der Schuld scheinbar bereits entschieden.
Wir beschworen unsere Unschuld und es entspann sich ein hitziger Disput, welcher hart von dem Hauptmann der Garnison unterbrochen wurde. Zu unserem Glück hatte er einen ausgeprägten Sinn für Recht und Gerechtigkeit, so beschloss er, dass, wenn beide Parteien auf ihre Götter schworen, diese über Schuld und Unschuld entscheiden sollten. Hierfür sollten wir eine Prüfung ablegen, die zeigen würde, ob uns unsere zwölf Götter gewogen waren oder nicht. Worum es in der Prüfung ging, würden wir am nächsten Tag erfahren, denn man in der Skorpiongarde beraten hatte.
Dämonischer Kult in Elburum
Am folgenden Tag erhielten wir eine Aufgabe, die einer Prüfung der Götter angemessen war. Wir wurden angewiesen, den Gerüchten über dämonische Umtriebe in der Stadt nachzugehen. Angeblich sei ein Kult, der sich dem Moghulat Oron, verschrieben hatte, wieder aktiv. Wir sollten diesen Kult finden und neutralisieren. Leider konnte und wollte man uns nichts über den Kult sagen, verwies uns aber an die Bibliothek im Hesinde-Temple, wo wir noch am selben Tag mit den Nachforschungen begannen.
Das Moghulat Oron war einst ein finsteres Reich, geschaffen durch die mächtige Dämonenbuhlerin Dimiona von Zorgan und ihre Anhänger. Ursprünglich aus den tulamidischen Reichen hervorgegangen, breitete sich das Moghulat von Zorgan aus über angrenzende Lande und herrschte mit Schreckensgewalt über einen großen Teil der heutigen Schwarzen Lande. Dimiona, die sich selbst als “Königin von Oron” bezeichnete, nutzte dämonische Kräfte und dunkle Riten, um ihre Macht zu festigen und Widersacher zu vernichten. Die Herrschaft des Moghulats war geprägt von grausamen Ritualen und Opferungen, die zur alltäglichen Einschüchterung und Unterdrückung der Bevölkerung dienten. Ein zentraler Bestandteil dieser Herrschaft war der Kult um Belkelel, die Dämonenfürstin der Verführung und Verderbnis. Der Belkelel-Kult diente Dimiona als mächtiges Werkzeug, um die Bevölkerung in Abhängigkeit und Manipulation zu halten. Unter dem Deckmantel von Hingabe und Genuss wurden die Menschen in eine Welt der Kontrolle und des Verlusts der Selbstbestimmung geführt. Tempel und geheime Treffpunkte des Kults, scheinbar Orte des Luxus und der Freizügigkeit, verbargen in Wahrheit die dunklen Machenschaften, die Dimionas Einfluss weiter stärkten. Auch nach dem Fall des Moghulats halten sich in Orten wie Elburum Gerüchte, dass der Kult Belkelels noch immer im Verborgenen agiert und die Erben des Moghulats die finsteren Lehren Dimionas und Belkelels weitertragen, um Einfluss und Macht zu gewinnen.
Es war kein Wunder, dass man über das schwierige Erbe der Stadt schwieg und ich fragte mich, wie lange man schon hinsichtlich der Kultaktivitäten wegsah, war es doch so einfach in einer Stadt, in der man sich so hemmungslos den Freuden Rahja hingab, die Untriebe Belkelels zu ignorieren.
Wir begannen mit unseren Ermittlungen, wobei Link seinem Instinkt vertraute und in den ärmeren Vierteln der Stadt herumfragte. So fand er heraus, dass in der letzten Zeit mehrere junge und vor allem hübsche Frauen verschwunden waren. Er fand auch heraus, dass eine der Frauen, zuletzt am Skorpiontor gesehen wurde. Gray, der seine Ermittlungen in den lebenslustigeren Etablissements von Elburum durchführte, konnte Links Erkenntnisse bestätigen. Er könnte sogar ergänzen, dass sich dieser Kult vermutlich nördlich der Stadt niedergelassen hatte. Dies passte zu der Sache mit dem Skorpiontor.
Bei unseren weiteren Nachforschungen entdeckten wir einen heruntergekommenen Bauernhof nördlich von Elburum. Gray hatte vorgeschlagen, nach solch einem verlassenen und ungepflegten Orten Ausschau zu halten und der Zustand des Hofes ließ uns vermuten, dass sich dort möglicherweise Spuren des Kults finden könnten.