DSK Session 20 - Aus den Erzählungen von Benjamin Büchernase
Da standen wir nun und meine Freunde wussten nicht mehr weiter. Klar, wir wollten das Kästchen in den Käfig mit dem seltsamen Hund tun, aber wie sollte es weitergehen? Sicherlich war es sinnvoll, sich in einem der Käfige zu verstecken, und nachdem wir den Fuchs mit den riesigen Ohren befreit hatten, war auch ein passender Käfig leer. Allerdings würden eine Handvoll Katzen in einem Käfig sicherlich auffallen. Wir brauchten dringend gute Verkleidungen und gemeinsam sahen wir uns auf dem Gelände, in der Hoffnung etwas zu finden, um.
Jack war der Erste, der eine – seiner Meinung nach passende – Verkleidung fand. Es handelte sich um eine Katzenmaske aus schwarzem Leder, und ich war mir sicher, dass er damit niemanden täuschen würde. Da er aber so glücklich damit aussah, wollte ich ihm nicht die Freude daran nehmen.
Der Rest von uns musste sich weiter umschauen. Doch dabei sollten wir nicht allein bleiben. Der Zufall wollte es, dass die gute Ravenna ebenfalls in dieser seltsamen Menagerie zugegen war. Eigentlich wollte sie in den Wäldern nach dem Rechten schauen, aber ich glaube, dass sie nicht von mir lassen konnte. Als Zeichen der Zuneigung schenkte sie mir sogar einen Heiltrank. Die Ärmste musste es schwer erwischt haben. Bei einem so stattlichen und gepflegten Kater wie mir ist dies aber auch keine Überraschung. Ich fürchte nur, dass ich ihr eines Tages ihr kleines Herz brechen muss. Sie ist so gar nicht mein Typ.
Aber mit ihrer Hilfe fanden wir die Felle eins Löwons, zweier Bären und dreier dieser Füchse mit den großen Ohren. Diese nahmen wir an uns und bastelten in Windeseile ein paar brauchbare Kostüme. Als Anführer unserer kleinen Seilschaft war ich selbstverständlich der Löwon und nahm gemeinsam mit den anderen in einem Käfig mit dem passenden Hinweisschild Platz.
Dies passende Hinweisschild muss gesondert erwähnt werden, da nicht alle von uns in der Lage sind, die Schrift der Zweibeiner zu lesen und den Sternen sei Dank, dass ich dies vollbringen konnte. Sonst wären wir im schlimmsten Fall noch im falschen Schiff gelandet.
Wir verbrachten einige müßige Stunden in dem Käfig, bis wir von ein paar Menschen abgeholt und in den Bauch eines ihrer Schiffe gebracht wurden. Dort trafen wir auch wieder auf den Kater mit den Pfauenfedern. Wie sich herausstellte, war sein Name Aturo und an und für sich erschien er mir höflich und gebildet zu sein. Da er mich darum bat, ihm aus dem Käfig zu helfen, kam ich seinem Wunsch gerne nach. Hinsichtlich seiner Hoffnung, das Schiff zu verlassen, sah ich jedoch schwarz.
Nun galt es, dieses Kästchen in den Käfig mit diesem seltsamen Hund zu legen. Jack wollte sich darum kümmern, jedoch konnte ich ihm ansehen, welche Angst er hatte. Also wollte ich als Anführer meiner Pflicht nachkommen und dies selbst übernehmen. Allerdings schien der Hund gereizt auf meine dominante Ausstrahlung zu reagieren und gebar sich besonders aggressiv. Dieses Verhalten ist bei den Kötern leider nicht unüblich. So übernahm letztendlich Ravenna die Aufgabe und versteckte das Kästchen unter dem Futternapf des noch immer auf mich fixierten Monsterköters.
Da unsere wichtigsten Pflichten nun erfüllt waren, warteten wir bis sich die Zweibeiner zur Ruhe betteten und sahen uns dann im Schiff um. Bedauerlicherweise gab es nichts, was wirklich interessant oder spannend war. Mir fiel jedoch auf, dass auch dieses Schiff Kanonen und Kanonenkugeln hatte. Der Anzahl nach mussten sicherlich ständig Zweibeiner von Board fliegen.
Als wir an Deck waren, entdeckte ich, dass Aturo auf dem Ausguck saß und missmutig in die Ferne blickte. Also winkte ich ihm aufmunternd zu. Es war nur eine bescheidene Geste meinerseits, dennoch vermochte sie den Gram des Katers zu lindern und er begab sich zurück unter Deck. Nachdem wir uns umgesehen hatten, folgten wir ihm.
Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht, als das Schiff zu schwanken und zu knarzen begann. Darauf folgten schwere Erschütterungen und ein schrecklicher Lärm. Ehe wir uns versahen, durchschlugen zwei riesige violette Tentakel die Bordwand des Schiffes und zuckten im Lagerraum herum.
Beherzt ergriff ich meinen geliebten Wanderstab und drosch auf eines dieser sich windenden Dinge ein. Ich konnte erkennen, dass es den Treffer spürte, doch es schien ihm nicht viel auszumachen. Auch die Schläge und Hiebe meiner Kameraden steckten die Tentakel scheinbar mühelos weg. Mir war sofort klar, dass ich für das Leben meiner Kameraden verantwortlich war, und dass wir uns zurückziehen mussten, wenn wir mit heilem Fell aus der Sache rauskommen wollten. Mein wachsamer Geist hatte am Heck des Schiffes ein kleines Beiboot registriert, welches unsere Rettung hätte sein können. Meine Freunde waren jedoch wie von Sinnen und hatten anstelle der Schlacht nur den Kampf im Kopf. Sie schlugen weiter auf die beiden Tentakel ein und als dann Jack noch von einem gepackt wurde, war klar, dass sie dringend meine Hilfe brauchten.
Gemeinsam gaben wir alles. Wir wischen aus, griffen an, gingen in Deckung und setzten unseren Gegnern zu. So gelang es uns, dank eines besonders waghalsigen Manövers meinerseits, Jack zu befreien. Dies ermöglichte es dem gummiartigen Ding jedoch, mich zu schnappen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir dem Tentakel aber schon so sehr zugesetzt, dass sich mich – mit ein wenig Hilfe von Inigo – seinem schlaffen Griff entwenden konnte. Nach einigen wenigen weiteren Schlägen hatten wir unsere Angreifer vertrieben.
In dem Schiff sah es übel aus. Die Wände waren mit Löchern und Rissen gezeichnet, an vielen Stellen drang Wasser ein. Sicherlich würde es bald sinken, wenn wir nichts unternehmen würden. Wir begannen also die Löcher zu stopfen und zu vernageln, aber dort, wo einst der Käfig des seltsamen Hundes stand, klaffte ein besonders großes Loch und von dem aggressiven Tier und seinem Käfig war nichts mehr zu sehen. Eine kalte Faust umschloss mein Herz, in der Sekunde, in der ich sah, dass der Käfig weg war, da dies bedeuten konnte, dass das Kästchen, das uns Kater Karlo anvertraut hatte, verloren war. Panisch begannen wir alles abzusuchen und Ruben konnte es tatsächlich finden. Allem Anschein nach war es aus dem Käfig gefallen und unter etwas von dem ganzen Unrat gerutscht, der hier überall herumlag.
Mit großem Entsetzen musste ich jedoch feststellen, dass es beschädigt und geöffnet war, was es uns unmöglich machte, den Auftrag von Kater Karlo – das Kästchen ungeöffnet und unversehrt zu überbringen – auszuführen. Die anderen sahen jedoch eine Chance, ihre Neugierde zu stillen und entdeckten einen hübsch gefertigten metallenen Schlüssel, der, wie ich vermutete, zu einem anderen Kästchen gehören musste. Wir beschlossen, dass wir versuchen würden, wenigstens den Schlüssel zu übergeben.
Bis dahin würde wir uns jedoch gedulden müssen. Das Schiff wurde um Hafen von Salza repariert und lag zwei Wochen im Dock.