DSK Session 16 - Aus den Erzählungen von Benjamin Büchernase

Nach der … ähm “Sache” mit dem Köter starteten wir unsere weitere Erkundung im Erdgeschoss, wo überall Wollfäden gespannt waren. Offensichtlich hatte Ramon hier einige Fallen aufgestellt. Nachdem wir die Fäden mehr oder weniger geschickt umgangen hatten, beschlossen wir, das Obergeschoss in Angriff zu nehmen.

Obergeschoss

In einem großen Schlafzimmer schnarchte ein dicker männlicher Zweibeiner so laut, dass wir dies schon von der Treppe aus hören konnten. Der Gefahr für unsere Ohren zum Trotz beschlossen wir, dass wir uns in diesem Raum einmal genauer umschauen sollten. Ruben und Ravenna waren jedoch etwas zu genau, oder aber, sie konnten ihre Neugier nicht zügeln und begannen, die Kisten und Kästen in diesem Raum zu durchsuchen. Leider war Ruben dabei ein wenig zu ungeschickt und stieß eine Kiste um, die neben einer scheinbar tauben Menschenfrau auf einem Nachttisch stand. Diese war zu meinem Entsetzen gar nicht taub und wachte auf. Sie packte Ruben und warf ihn in eine Ecke, weil sie dachte, er sei ein Kuscheltier. Nach diesem Erlebnis zogen wir uns doch lieber aus diesem Raum zurück.

Wir schauten uns weiter um. Hier gab es viele geschlossene Türen, aber so etwas hält so geschickte Katzen wie uns nicht auf. Wir öffneten eine weitere Tür und in einem kleinen Schlafzimmer schlief eine junge Menschenfrau. In diesem Raum hatten die Zweibeiner aber keine tollen Sachen für uns versteckt und so schlichen wir weiter, ohne Aufsehen zu erregen.

Im Kinderzimmer schliefen zwei kleine Zweibeiner. Diese kleinen Menschen sind für mich immer schwer zu unterscheiden, daher kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es Männlein oder Weiblein waren. Meine Freunde, die mir in den Raum folgten, erschraken bei den vielen großen Puppen, die wie Bären und Menschen aussahen. Ich, der in einem Haus mit Menschen lebte, erklärte ihnen selbstverständlich, dass dies nur Spielzeug sei. Also etwas, mit dem sich die kleinen Zweibeiner gerne die Zeit vertreiben und kein Grund zur Sorge. Gerne hätte ich den anderen noch ein wenig mehr erklärt, aber Ravenna begann auch hier gierig nach Wertsachen zu suchen und weckte dabei die Kinder. Diese entdeckten uns sofort. Sie riefen aufgeregt und wollten mit uns kuscheln. Ein Umstand, mit dem an und für sich zu rechnen war. Ich habe den Kameraden mehr als einmal von unserer Wirkung auf die Zweibeiner berichtet. Leider wollten sie mir da nie so wirklich Glauben schenken. Und dies, obwohl sie im Maushaus von Wolldorf, die Riesen sagen Krankenhaus dazu, doch am eigenen Leib erfahren durften, wie sehr sich die Zweibeiner nach unserer Niedlichkeit und unserem zarten Fell sehen. Vielleicht hören meine Freunde ja das nächste Mal auf mich.

Flucht und Versteckspiel

Die kleinen Zweibeiner hatten mit ihrem Geschrei die großen Riesen geweckt und wir mussten fliehen. Ich versuchte, mich zwischen einer Wand und einem Schrank zu verstecken, hatte jedoch Mühe, da die Menschen hier nicht ausreichend Platz für einen so stattlichen Kater wie mich gelassen hatten. Bei meinem zweiten Versuch gelang es mir, mit angehaltener Luft mich in die schmale Spalte zu drücken, aber ich verlor die anderen aus den Augen. Nervös sah ich mich um und lauschte. Die junge Zweibeinerin kam aus ihrem Zimmer, das gegenüber dem Kinderzimmer lag, um nachzusehen, warum mitten in der Nacht so viel Lärm war. Nahe der Treppe wurde Ruben von dem großen groben Zweibeiner bedroht. Dieser schimpfte fast so laut, wie er schnarchte und trat nach Ruben. Mir war sofort klar, dass ich helfen musste, so schlich ich um die Magd herum. Eigentlich wollte ich mir ein Versteck suchen, von dem aus ich den groben Kerl anspringen konnte, doch wieder war ein Schrank falsch aufgestellt und vor allem viel zu dicht an der Wand. Eine dürre Katze wie Ravenna hätte da vielleicht noch einen Platz gefunden, mir war dies bedauerlicherweise nicht vergönnt.

Rückzug

Ruben hatte schon einige Tritte einstecken müssen, daher sprang ich den großen Zweibeiner von hinten an, um Ruben zu helfen. Wie immer war Ravenna die Erste, auch bei der Flucht. Da der Zweibeiner abgelenkt war, folgten wir ihr und rannten so schnell wir konnten die Treppe hinunter, durch das Erdgeschoss und nach draußen. Die ganze Aktion war gründlich schiefgegangen. Wir hatten den Vogel, den wir für den Don holen sollten, nicht einmal gesehen und wo Inigo und Jack geblieben waren, wussten wir auch nicht.

Wiedersehen

Wir gingen in die Taverne “Unter den Riesen”, um auf die anderen zu warten. Nach einer gefühlten Ewigkeit stieß Jack zu uns und war noch schweigsamer als sonst. Von Inigo fehlte noch immer jede Spur und so langsam machte ich mir Sorgen, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Daher schlug ich vor, nach ihm, aber auch nach dem Vogel, zu suchen. Immerhin wollten wir es uns nicht mit dem Don verderben. Jack erklärte sich sofort bereit dazu mitzukommen, wollte jedoch nicht, dass Ruben und Ravenna mitkamen. Ich tat mein Bestes, ihn davon zu überzeugen, dass wir gemeinsam viel sicherer sein würden und darüber hinaus waren wir ein Team.

Gemeinsam zogen wir los, um uns unseren Gegnern zu stellen und um dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen. Es galt, einen Freund zu retten und einen Vogel zu fangen. Komme, was wolle, wir waren bereit. Entschlossen schritt ich voran und stieß mit Inigo zusammen.

Zurück in der Taverne berichtete Inigo, dass der Vogel nicht mehr da sei und mein erster Gedanke war, dass wir dem Don alles beichten mussten. Doch Inigo riet davon ab, und auch Ruben wollte abwarten. Die Situation eskalierte, als Jack berichtete, dass er schon beim Don war, den Vogel übergeben und davon berichtet hatte, dass uns die Zweibeiner gesehen hatten. Auf die darauffolgenden Diskussionen gehe ich aufgrund meines überragenden Taktgefühls nicht ein. Was ich hingegen jedoch nicht unerwähnt lassen kann, ist der Fakt, dass Inigo die halbe Nacht bei den kleinen Zweibeinern verbracht hat und sich kuscheln ließ. Und auch wenn er es vehement abstreitet, glaube ich fest, dass er es genossen hat. So ausgeglichen und entspannt hatte ich ihn noch nie erlebt.

Geschäfte mit dem Don

Als ob diese Nacht nicht schon hinreichend Aufregung geboten hätte, erschien der Don höchst persönlich in der Taverne und schimpfte, weil wir ihm den Vogel nicht gemeinsam gebracht hatten. Auch die Tatsache, dass wir schon wieder von Menschen gesehen wurden, missfiel ihm sehr. Er machte uns deutlich, dass wir in Anbetracht der Umstände noch immer in seiner Schuld standen und dass er einen neuen Auftrag für uns hätte.

Wir sollten ein Kätzchen namens Buttercup entführen, welches im Haus Marteniel im Nord-Westen von Havena lebte. Ravenna war nicht sonderlich erpicht darauf, dem Don “Gefallen” zu erweisen und verhandelte geschickt eine Bezahlung von 150 Mondglöckchen pro Nase für uns aus. Der Don bot uns sogar 50 Mondglöckchen im Voraus. Die Bezahlung war geklärt und der Auftrag auch. Bis auf einige Kleinigkeiten, welche dem Don erst zum Schluss einfielen: Buttercup wollte nicht aus dem Turm weg, und es hieß, dort gäbe es Geister.

Es war also klar, dass uns eine neue, gefährliche Mission bevorstand. Aber das Versprechen von 100 weiteren Mondglöckchen und der Drang, uns den Don zu beweisen, trieb uns voran.

Turm Marteniel

Im Turm Marteniel trafen wir auf eine rätselhafte Katze, die uns den Weg zu Buttercup versperrte. Um weiterzukommen, mussten wir durch ein verschlossenes Treppenhaus und sie hatte den Schlüssel. Die Katze verlangte von uns, dass wir mit ihr ein Würfelspiel spielen sollten, um den Schlüssel zu bekommen.

Auf dem Tisch lagen drei Würfel. Jack nahm sich einen davon und würfelte. Anstelle des Schlüssels bekam er jedoch eine deutlich sichtbare Wunde. Mir war sofort klar, dass diesen Würfeln eine Art Zauberei innewohnen musste und dass es vermutlich nicht ums Würfeln an sich ging. Meiner Meinung nach war viel mehr eine Art Rätsel zu lösen. Eines, das sich meinem brillanten Geist leider nicht sofort erschloss und während ich noch überlegte, würfelte Jack weiter. Er würfelte, bis er schwer verletzt war und kaum noch stehen konnte. Inigo musste ihm sogar einen seiner Heiltränke geben, damit er uns nicht umfiel.

Als Jack jedoch einfiel, dass er noch diesen seltsamen Würfel aus dem Schiff bei Wolldorf hatte und der diesen zum Würfeln verwendete, wurde die Inigo verwundet. Die seltsame Katze hingegen gab uns den Schlüssel und löste sich dann im Nichts auf.

Der Kampf gegen Mygalon

Kaum hatten wir den Schlüssel, machten wir uns auf den Weg nach oben. Gespannt öffneten wir die Türe und blickten auf einen Raum voller Spinnweben und Spinnennetze. Ich fühlte mich an den Tempel in Wolldorf zurückerinnert, doch dort gab es wenigstens nur Spinnen. Hier begrüßten uns zwei Mygalon oder besser gesagt, diese Untiere – zur Hälfte Spinne und zur Hälfte Hund – griffen uns an. Dank meines treuen Wanderstabes gelang es mir, eines dieser Monster zu erledigen, aber dies war ein ordentliches Stück Arbeit für mich. Ruben hingegen holte nur ein einziges Mal mit seinem Schwert aus und ließ das zweite Mygalon in einer Wolke aus Blut und Gedärm verschwinden. Ich frage mich noch heute, wie der kleine Müllwühler es immer hinbekommt, die unwahrscheinlichsten Heldentaten mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit hinzubekommen.

Nachdem wir alle aus dem Stauen heraus waren, schnappte ich mir den Schlüssel zum Treppenhaus und wir begaben uns erneut ein Stockwerk nach oben.

Das Naturrätsel

In diesem Stockwerk fanden wir einen großen Baum, der mitten im Raum stand. Gesellschaft hatte dieser Baum von einem Feenwesen, einem in höchstem Maße unfreundlichen Wurzelbold, auch Blättermännlein genannt. Da meine lieben Freunde, ob der Gestalt des Feenwesens, ein wenig verwirrt dreinblickten, teilte ich gerne mein Wissen bezüglich der Natur dieses schimpfenden Kerls. Der Wurzelbold wollte nichts sehnlicher als uns loswerden, aber die Tür zur Treppe war verschlossen. Den Schlüssel, so sagte die Fee, würden wir erst erhalten, wenn wir sein Rätsel lösen würden:

Ich bin hässlich,
deswegen fress ich.
Davon werd ich fett
und geh ins Bett.
Steh ich wieder auf,
bin ich süß wie eine Zuckermaus.

Die Lösung, Raupe und Schmetterling, wusste ich sofort und ich bin mir sicher, dass auch meine Kameraden dies früher oder später erraten hätten. Der mürrische Wurzelbold händigte uns den Schlüssel aus und schien ernsthaft erleichtert, dass wir gingen.

Das Spiegelrätsel

In dem Raum, den wir nun vorfanden, war ein riesiger Spiegel in den Boden eingelassen und an der Nordseite hing die Statue eines Adlers an der Wand. Eine ähnliche Statue muss früher einmal an der Südseite gehangen haben, heute waren jedoch nur Bruchstücke davon übrig. Als ich den Spiegel umrundete, fiel mir auf, dass der Adler im Süden noch ein Spiegelbild hatte und in seinem Schnabel den Schlüssel trug. Doch wie sollten wir da herankommen? Mein erster Gedanke war es, den Spiegel zu zerschlagen, aber dies schien mir zu einfach, gar zu primitiv, um die Lösung zu sein. Lieber wollte ich alles doppelt und dreifach prüfen, als mich zu früh in einem Exzess der Gewalt hinzugeben.

Vielleicht war der Spiegel ein Fenster. Um sicherzugehen, stieg ich ein Stockwerk hinab, wurde aber nur von dem unfreundlichen Wurzelbold, auf seine besonders herzliche Art, begrüßt. Es war vielleicht ein guter Gedanke, aber nicht des Rätzels Lösung.

Wieder zurück bei meinen Kameraden umrundete ich erneut den Spiegel und ein neuer Gedanke formte sich in meinem Verstand. Ich bat Jack zur zerbrochenen Statue zu gehen und Richtung des Schlüssels zu greifen, während ich den Vorgang im Spiegel beobachtete. Leider blieben meine Bemühungen ohne Erfolg.

Während ich noch überlegte, setzte Ruben seine eigenen Überlegungen in die Tat um und zerschlug den Spiegel. Nun, da er durch Zufall, meine ursprüngliche Idee aufgegriffen hatte, begaben wir beide uns auf den Spiegel, welcher eine Art Portal darstellte. Ehe wir uns versahen, fanden wir uns in einer anderen Version des Raumes wieder. In der Version, die wir zuvor im Spiegel erblickt hatten. Hier trafen wir auf den Geist, den der Don erwähnt hatte, und zu meinem großen Erstaunen griff er uns nicht an. Allerdings bedankte er sich für seine Befreiung und erneut fühlte ich mich an den Tempel in Wolldorf erinnert. Vielleicht sollten wir es zukünftig besser vermeiden, “Dinge” zu befreien. Dies war aber ein Problem für Morgen. Heute galt es sich den Schlüssel zu schnappen und ein Stockwerk emporzusteigen.

Teppiche

Ich habe einmal gelesen, dass bedeutende Personen hinter vielen Türen leben. Demnach muss diese Buttercup sehr bedeuten sein. Und bei all den Treppen, die wie hinaufstiegen, wünschte ich, dass Ravenna einen Preis pro Stufe ausgehandelt hätte. Ich bin ein Kater des wachen Verstandes und des feinen Geistes und kein Bergsteiger. Dennoch quälte ich mich ein weiteres Stockwerk hinauf und meine Mühen wurden scheinbar belohnt. Wir wurden weder beleidigt, noch wurden wir angegriffen. Es gab keine Spiegel und auch keine Geister. Der Raum war ausgelegt mit wunderschönen Teppichen und vollgestellt mit Musikinstrumenten. Die liebe Ravenna war so erfreut, dass sie ihr eigenes Instrument zog und zu musizieren begann. Welch ein erholsamer Moment dies doch war.