DSK Session 7 - Aus den Erzählungen von Benjamin Büchernase
In der Milchschenke
Nach dem Entsetzen bezüglich der Untat, die dieser verwerfliche Quattre an dem armen Five verübt hatte, wollten wir uns eigentlich erst einmal von dem Schock erholen und in der Milchschenke zu neuen Kräften kommen. Allerdings war uns diese Erholung nicht vergönnt. In der Taverne fanden wir eine völlig aufgelöste und mit den Tränen kämpfende Lysa vor. Die herzensgute Wirtin der Milchschänke war aus einem uns unbekannten Grund zutiefst erschüttert und wie es sich für einen wohlerzogenen Kater gehört nahm ich mich der Guten an.
Nach dem wir sie ein bisschen beruhigen konnten, berichtete sie uns, dass die Drei Krallen unseren gemeinsamen Freund Saytan verhaftet und weggeschleppt hatten. Da wir nun schon einige Tage das Treiben in Wolldorf aus erster Hand genossen und auch schon unsere eigenen Erfahrungen mit diesem angespannten Trio gemacht hatten, waren auch wir um das Wohl des Freundes besorgt.
Da sich die Drei Krallen sehr oft im Tanzsaal aufhielten beschlossen wir, dass es das Sinnvollste ist unsere Suche dort zu beginnen. Sollten wir sie dort nicht antreffen, so ist doch immer eine Vielzahl von Katzen und Katern dort versammelt die vielleicht das ein oder andere mitbekommen haben oder wissen.
Im Tanzsaal
Nun, ich war mir der Tatsache, dass wir einen Tanzsaal betraten, durchaus bewusst. Dennoch verwunderte mich der Auftritt, den Ravenna an den Tag legte, indem sie, zugegebenermaßen leichtfüßig, durch die Räumlichkeiten tanzte. Immerhin ging ich davon aus, dass wir in Erfahrung bringen, was mit Saytan geschehen war und nicht etwa eine heiße Sohle aufs Parkett legen wollten.
Mit den anderen Freunden nahm ich erst einmal an einem Tisch Platz und sah mich ein wenig um. Nach einiger Zeit viel mir ein Kätzchen ins Auge, dass mit drei Katern an einem Tisch auf der gegenüberliegenden Seite des Tanzsaals saß. Es schien aus einem unbekannten Grund Streit in dieser Runde zu geben und die hübsche Dame wurde doch arg bedrängt. Ein Umstand, den mein Ehrgefühl nicht auf Dauer tolerieren konnte, daher überließ ich meine Kameraden sich selbst und begab mich zu dem Tisch der Dame.
Wie sich herausstellte war sie sehr nett, aufgeschlossen und wusste Bildung durchaus zu schätzen. Auch an Mut und Abenteuerlust fehlte es ihr, im Gegensatz zu ihren Begleitern, nicht. So wollte sie beispielsweise eines Tages Havena besuchen. Mein Anstand gebot mir selbstverständlich mich als Führer in der großen Stadt anzubieten, was sie dankend annahm.
Eine interessierte und informierte Katze hatte ich da kennengelernt. Sie wusste sogar einiges über Saytan und die Drei Krallen zu berichten. So kam es wohl des Öftern zu Unstimmigkeiten zwischen unserem Freund und dieser selbsternannten Ordnungsmacht von Wolldorf, weil Saytan angeblich zu neugierig war. Und wenn die Drei Krallen ihn mitgenommen hätten, so wusste sie zu berichten, dann wäre er nun vermutlich in der Zelle, einem Pferdestall im Südosten des Dorfes. Aber so angespannt das aktuelle Verhältnis auch war, es gab wohl auch andere Zeiten, in denen Saytan vor allem Xerana Leichtfuß recht nahegekommen sein sollte, es vielleicht sogar eine Liebelei gab.
Selbstverständlich musste ich meinen Gefährten von dem Gelernten berichten, was ich auch tat, nachdem sich Ravenna bei uns eingefunden hatte. Leider wurde unsere vertrauliche Runde rüde von einem Kater gestört, welcher sich von Ravenna etwas zu lasziven Getanze ermutigt, fühlte sie anzusprechen. Ob wohl der Freier sein Bestes tat, um die Liebe zu beeindrucken musste er sich ihrem schroffen Wesen geschlagen geben. Zu wurde aus seinem Versuch ihr den Hof zu machen doch eher ein Verhör, dass sie an ihm durchführte. So konnten wir zusätzlich zu den Informationen, die ich bereits gesammelt hatte, noch in Erfahrung bringen, dass es in letzter Zeit bisweilen hauptsächlich zwischen Xerana und Saytan zum Streit kam, ein Umstand der mich hinsichtlich der Art und Weise wie sich die Beziehung der Beiden entwickelt hatte, nicht sonderlich verwundert. Währenddessen versuchte Perro wohl meist sich aus der Sache herauszuhalten. Ravennas Freier konnte uns letztlich sogar den Weg zum Pferdestall nennen und wir nutzten diese Gelegenheit, um unverzüglich aufzubrechen.
Die Zelle
Am Pferdestall – der Zelle – angekommen wurden wir von einem weit geöffneten Tor begrüßt. Erwartungsgemäß, aber dennoch zu unserem großen Bedauern, saßen Wachen im Gebäude und zwei davon direkt am Eingang. Zwar konnte Rubens Witz, dass wir die Wachablösung seien, kurzfristig die Stimmung heben, als aber dann Ravenna in den Pferdestall stürmte, kam es ohne Umschweife, zu einer handfesten Auseinandersetzung, bei welcher ich doch so einiges Leid ertragen musste. Dennoch gelang es mir taktisch geschickt zu agieren und stets die Lage im Auge zu behalten. Dies ermöglichte es mir, während unsere Gegner noch versuchten, die anderen abzulenken und zu verwirren, indem sie die Pferde scheu machten, unseren verschollenen Freund Saytan auf dem Dachboden des Pferdestalls zu entdecken. Leider wurde dieser schwer bewacht.
Damit nicht noch mehr Blut vergossen wurde, überzeugte ich meine Gefährten, den letzten unserer Gegner am Leben zu lassen und so konnte dieser die Wachen auf dem Dachboden davon überzeugen aufzugeben und nachdem sie gemeinsam abgezogen waren, begaben wir uns zu Saytan. Er hatte zwar schon mal bessere Tage gesehen, aber ich muss gestehen, dass es mir da nicht viel besser ging. Vermutlich muss ich Ravenna und Ruben eines Tages ein wenig Taktik und Zurückhaltung vermitteln.
Das Dach des Pferdestalls war zu Teilen eingestürzt und unter den zerbrochenen und zersplitterten Balken waren Blutflecke zu erkennen. Als wir Saytan darauf ansprachen, wusste er nicht viel darüber zu berichten, nur dass dies schon so war, als er hierhergebracht wurde. Allerdings hatte man einen arg geschundenen Körper davongetragen, bei dem es sich vermutlich um einen Hund gehandelt haben könnte. Aber dies, so betonte er, könne er nicht mit Gewissheit sagen, da nicht mehr viel zu erkennen war, was eine Identifikation ermöglicht hätte.
Was die Drei Krallen dazu veranlasst hat, ihn hier festzusetzen konnte er uns auch nicht sagen. Das sie sich wie eine Art diktatorische Polizei gebaren, das war nichts Neues. Doch wurde bisher wohl niemals jemand aus Wolldorf von ihnen bedroht. Ortsfremde, oder allgemein Reisende von Auswärts mussten hingegen recht häufig unter ihnen Leiden oder besser gesagt wurden recht schnell und recht unfreundlich aus dem Dorf gebracht.
Während die anderen noch irgendwelche Nebensächlichkeiten mit Saytan diskutierten, drehten sich meine Gedanken immer mehr um das eingestürzte Dach. Ich vermag nicht mit Bestimmtheit zu sagen, was mich daran gestört hatte. Vielleicht war der Schutthaufen zu groß für die Lücke im Dach, vielleicht war es aber auch der zu große Blutfleck. Irgendetwas stimmte hiermit ganz und gar nicht. Daher überzeugte ich die Freunde ihren munteren Plausch zu unterbrechen und sich dieser Sache einmal genauer anzunehmen. Und was soll ich sagen, zu meinem großen Bedauern hatte ich wie üblich Recht. Unter all dem Holz fanden wir die sterblichen Überreste einer Katze, welche Saytan als Alice erkannte.
Alice, wer zum Teufel ist Alice, fragte ich mich. Es schien, als hätte uns Saytan zwar schon immer viel aber niemals alles erzählt und dies war der Zeitpunkt dies nachzuholen.
Das Saytan schon lange versuchte, das Rätzel des Tempels zu lösen wussten wir ja bereits aber, dass er schon zu anderen Gelegenheiten mit anderen Gruppen zusammengearbeitet hatte, war uns bislang unbekannt. Zu einer Gruppe, die ihm vor etwa einem Monat wenig erfolgreich geholfen hatten, gehörte Alice. Da aber ein Kater, und zwar ein besonders Großer, aus der Gruppe in Wolldorf für Unmut gesorgt hatte, wurden alle Fünf von den Drei Krallen aus dem Dorf gejagt.
Je länger Saytan von den Ereignissen berichtete, desto sicherer wurde er, dass es sich bei dem Verstorbenen nicht um, wie zuerst vermutet, einen Hund, sondern um den Kater gehandelt hatte, der vor vier Wochen für Ärger sorgte. Vermutlich wurden dieser und Alice die ganze Zeit über hier gefangen gehalten.
Mir war klar, dass wir dem dringend auf den Grund gehen mussten. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung und die Drei Krallen waren mit dafür verantwortlich. Daher schien es mir ein Umstand von äußerster Dringlichkeit zu sein, Saytan von den Geschehnissen des heutigen Tages in Kenntnis zu setzen und ich bat Ruben zu berichten. Saytan war zutiefst schockiert und betonte, dass sogar die Drei Krallen Angst vor Quattre hatten.
Piratenschiff Möwe.
Zwar sprachen wir über bedeutende Ereignisse und weitreichende Erkenntnisse, aber wir hatten auch die Wachen abziehen lassen und es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Drei Krallen hier auftauchen würden. Daher gemahnte ich meine Freunde zur Eile. Doch es war bereits zu spät. Viel zu spät, um präzise zu sein. Im Erdgeschoss des Stalles erwarteten uns bereits Perro, Xerana und Ajom zusammen mit 20 Wachen. Es wird mir sicherlich ein ewiges Rätzel bleiben, wo sich all diese Katzen in dem beschaulichen Wolldorf versteckt hatten, aber nun waren sie hier und nahmen uns mit zu einem Schiff. Aus Gesprächen der Wachen erfuhr ich, dass es sich sogar um ein Piratenschiff handelte, welches Möwe genannt wurde. Wir mussten über eine sehr wackelige Hängebrücke und auf das Schiff klettern und kaum hatten wir es betreten, schoss eine Katze, eine der Bedauerlichen, die nicht erwacht waren, auf allen Vieren an uns vorbei und sprang über die Brücke auf das Festland. Ich war, ob des Umstandes, dass diese Katze ein Kleid trug zu verwundet, um mitzubekommen, dass die Wachen direkt im Anschluss die Seile der Brücke kappten und wir an Board gefangen waren.
Eine nicht erwachte Katze in einem Kleid, das war entweder sehr seltsam oder ein sehr schlechter Schertz. Aber an Tagen die diesen muss man wohl mit allem rechnen.