Das schwarze Auge - 33. Runde der Kampagne: Greifenfurter Adel
Die Tage nach der Schlacht waren geprägt von Unruhe und Misstrauen. Tuzzugh, ein junger Halbork, den wir aufgenommen hatten, brachte eine beunruhigende Nachricht: Einer unserer Soldaten soll regelmäßig das Lager der Schwarzpelze aufgesucht haben. Ein möglicher Verräter in unseren Reihen - ein Gedanke, der schwer zu ertragen war.
Wir begannen, die Dienst- und Wachpläne zu durchforsten, um Verdächtige zu ermitteln. Die Tage, an denen der Soldat angeblich das Lager der Orken besucht hatte, führten uns zu drei Soldaten. Doch wir hatten keine konkreten Beweise, nur die Aussage eines Halborks, den wir kaum kannten. Daher beschlossen wir, diese bei ihrem nächsten Dienst außerhalb der Burg zu überwachen. Am 24. Travia 1043 BF wurde sie scheinbar regulär dazu eingeteilt, in den umliegenden Wäldern Nahrung zu suchen und nach Orken Ausschau zu halten.
Bevor wir uns auf den Weg machten, entbrannte eine kurze Debatte in unserer Gruppe. Einige waren der Meinung, dass wir die einzelnen Soldaten direkt verfolgen sollten. Doch ich wies darauf hin, dass nur Link dazu in der Lage wäre, jemanden unbemerkt zu verfolgen. Es wäre riskant, wenn wir anderen versuchen würden, unauffällig Soldaten zu beschatten die in einem Wald voller Feinde Nahrung suchten. Stattdessen schlug ich vor, dass wir uns von Tuzzugh zum Lager der Orken führen lassen und dort auf Auerbach warten sollten. Nach einigem Hin und Her stimmten die anderen meinem Plan zu.
So ließen wir uns von Tuzzugh zu seinen ehemaligen Gefährten führen. Link nahm die Aufgabe der Erkundung auf sich. Er schlich sich leise an das Lager heran, verborgen in den Schatten der umliegenden Bäume. Dort entdeckte er eine erschütternde Szene: Eine Frau und zwei Kinder, angekettet und in einem erbärmlichen Zustand. Sie sahen aus, als hätten sie seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen, und die Frau saß in einem teilweise zerstörten Rollstuhl.
Link beobachtete das Lager aus seinem Versteck heraus, seine Augen suchten nach weiteren Anzeichen von Gefahr. Nach einer Weile erschien ein Soldat in der Uniform von Burg Finster. Er sprach leise mit dem Häuptling der Orks, doch Link konnte ihn nur von hinten sehen. Als der Soldat sich jedoch zu den Gefangenen wandte, konnte Link ihn endlich erkennen. Es war tatsächlich Helmut Auerbach. Er brachte den Gefangenen Essen und Trinken, eine Geste, die uns zeigte, dass er nicht aus Bosheit, sondern aus Verzweiflung gehandelt hatte. In diesem Moment bestätigte sich unser Verdacht, dass die Frau und die Kinder, die Link entdeckt hatte, um Auerbachs Familie handelte. Es war ein Bild, das uns alle tief berührte und uns die Tragik der Situation noch deutlicher vor Augen führte.
Wir zogen uns zurück und ritten zu Burg Finster, um unser weiteres Vorgehen zu planen. Uns war klar, dass die Gefangenen der Orks befreien mussten, denn lange würde diese die Behandlung, die sie von den Schwarzpelzen erfuhren, nicht überleben. So sattelten wir kaum bei der Burg angekommen die Pferde und brachen erneut zum Kriegslager der Orks auf.
Als wir dort ankamen war es bereits spät in der Nacht und die orkischen Krieger schliefen bereits. Zu unserm Glück hatten sie lediglich eine Wache aufgestellt, mit der Link kurzen Prozess machte. Um die Gefangenen sicher befreien zu können erschuf Gray eine Eismauer, die es Link ermöglichte die Schlösser der Ketten zu knacken. Währenddessen gelang es mir einige Zelte und Schwarzpelze mittels dem Ignifaxius Zauber in Brand zu setzen. Dies lenkte die Krieger so weit ab, dass Storian und Andaryn die Kinder und die Frau in Sicherheit bringen konnten. Gemeinsam mit den Befreiten gelang uns die Flucht, doch ging uns hierbei Tuzzugh verloren.
Wenige Stunden vor dem Sonnenaufgang des nächsten Tages erreichten wir erneut die Burg. Dort ließen wir die Frau die dringend benötigte medizinische Hilfe zukommen. Die Kinder wurden direkt zu der Küche gebracht, damit sie, neben den alten Honigkuchen von Link, auch mal was Anständiges zu essen bekamen. In der Zwischenzeit weckte der Hauptmann der Wache den Verräter Helmut, damit wir diesen im Gemeinschaftsraum des Palas zur Rede stellen konnten.
Wir machten ihm klar, dass wir von einem Verrat wussten und gingen hart mit ihm ins Gericht. Am Anfang versuchte er noch alles zu verschweigen aber sicherlich nur um seine Familie zu schützen. Als wir schließlich seine Kinder zu ihm brachten brach er sein Schweigen und gestand alles. Zu seinem Glück hatte er den Schwarzpelzen nichts verraten, dass diese nicht auch durch eigene Beobachtung, in Erfahrung hätten bringen können. Daher entschieden wir, dass er bereits genug gestraft sei und glaubten seinen Beteuerungen, dass so etwas nie wieder vorkommen würde.
Mit dem ersten Licht des neuen Tages wurden wir von der Wache zum Tor gerufen. Dort stand Tuzzugh, der Halbork, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einer Karte in der Hand. Er war zurückgekehrt und hatte uns eine Karte des Hauptlagers der Schwarzpelze mitgebracht. Diese Karte, die er während der Befreiung der Frau und Kinder aus dem Zelt des Orkhäuptlings gestohlen hatte, war ein Hoffnungsschimmer inmitten der durch die Belagerung angespannten Situation.
Später an diesem Tag kam auch noch ein Bote des Entsatzheers aus Greifenfurt. Er war dem Heer vorausgeritten, das durch das schlechte Wetter aufgehalten wurde. Seine Nachricht war klar: Das Heer würde noch zehn Tage brauchen, um die Burg zu erreichen. Zehn weitere Tage des Wartens, des Kämpfens, des Bangens. Aber wir hatten keine Wahl. Wir mussten durchhalten.
Mit der Karte von Tuzzugh in der Hand begannen wir, Pläne für die nächsten zehn Tage zu schmieden. Wir mussten unsere Verteidigung stärken, unsere Ressourcen weiter rationieren und durch gefährliche Jagdausflüge ergänzen. Auch ein nächster Angriff der Schwarzpelze konnte jederzeit über uns hereinbrechen. Doch die Karte zeigte uns, wo das Hauptlager der Schwarzpelze lag, und eröffnete uns neue Möglichkeiten. So beschlossen wir das Hauptlager schnellstmöglich auszukundschaften.